Bildung für die Zukunft
Susann Burkhardt ist seit 1. November 2023 im Team der Schulleitung und tritt am 1. Februar 2024 die Nachfolge von Irina Pistorius an. Die gebürtige Dresdnerin verrät im Interview ihre Stationen auf dem Weg zur Schulleiterin, was sie an den DPFA-Regenbogen-Schulen in Rabenau reizt und welche Ziele sie verfolgt.
Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Stelle als Schulleiterin der DPFA-Regenbogen-Schulen Rabenau. Hatten Sie früher gedacht, dass Sie einmal Schulleiterin werden – oder hatten Sie ursprünglich ganz andere Pläne?
Susann Burkhardt: Vielen Dank! Also als Kind wollte ich weder Schulleiterin noch Lehrerin werden. Ich entstamme einer Lehrerfamilie: Meine Mutter ist Lehrerin und auch meine Großeltern sind alle Pädagogen gewesen. Als ich mich nach der Schule für ein Studium entschieden habe, habe ich mich nicht gefragt: Was möchte ich werden?, sondern vielmehr: Womit möchte ich mich gerade beschäftigen?
Für welches Studium haben Sie sich entschieden?
Ich habe Anglistik, Amerikanistik und Romanistik mit Schwerpunkt Spanisch studiert an der Technischen Universität in Dresden. Sprachen haben mich gereizt, denn ich wollte schon immer gerne die Welt entdecken und reisen. Außerdem war und bin ich der festen Überzeugung, dass wir viele Barrieren in dieser Welt nur durch Kommunikation überwinden können. Das funktioniert naturgemäß mit Englisch sehr gut, deshalb war das meine erste Wahl.
Wie sind Sie dann von den Sprachen zur Pädagogik gekommen?
Ich habe beides kombiniert. Schon während des Studiums habe ich in der Nachhilfe und im Einzelunterricht gearbeitet und festgestellt: Das macht mir Spaß! Nach dem Studium habe ich dann sowohl freiberuflich als auch an Weiterbildungsinstituten unterrichtet, auch bei der DPFA! Nach der Geburt meiner zweiten Tochter habe ich mich beruflich noch einmal umorientiert und bin als Englischlehrerin an ein Berufliches Gymnasium gegangen.
Gab es von der Position der Lehrerin aus ein Sprungbrett zur Leitungsfunktion?
Das Unterrichten hat mir viel Spaß gemacht. Im Rahmen des Lehrplans konnte ich auch unkonventionelle Wege gehen, um die Schülerinnen und Schüler gut aufs Abitur vorzubereiten. Dann ist in mir der Wunsch gewachsen, mehr Verantwortung zu übernehmen und etwas zu dem Wandel beizutragen, der im Schulsystem einfach notwendig ist. Also habe ich die Stelle als Fachbereichsleiterin für das Berufliche Gymnasium übernommen. Dort habe ich klassische Schulleitertätigkeiten mit abgedeckt, wie zum Beispiel Personalplanung, -verantwortung und -führung. Trotzdem hatte ich weiter unterrichtet. Das habe ich als nicht optimal empfunden, um beide Tätigkeiten mit vollem Einsatz meistern zu können. Ich freue mich, dass ich mich in Rabenau nun auf die Leitungstätigkeit fokussieren kann.
Was gefällt Ihnen an den DPFA-Regenbogen-Schulen Rabenau?
Das alternative Schulkonzept hat mich in ganz vielen Punkten sofort angesprochen. Das ganzheitliche Lernen, Bewegung in den Schulalltag zu bringen, das Selbstorganisierte Lernen sind aus meiner Sicht ganz wichtige Elemente, die die Weichen für zukunftsträchtiges Lernen stellen. Toll ist auch, dass wir die Schulgemeinschaft leben und sich die gute Zusammenarbeit und familiäre Atmosphäre im Team auch auf die Schülerinnen und Schüler auswirkt. In dieser vertrauensvollen und herzlichen Umgebung lässt es sich gut lernen.
Was muss Schule im Jahr 2024 leisten?
Unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt sind gerade grundlegend im Wandel. Das einzige, was sich nicht so richtig ändert, ist das System Schule. Ich denke aber, dass wir als Schule ganz neue und andere Fähigkeiten herausbilden müssen, als wir das bisher getan haben. Schüler müssen schrittweise an ihre Verantwortung herangeführt werden. Dafür ist das Selbstorganisierte Lernen ganz wichtig. Neugierde und der Spaß am Lernen und Entdecken müssen wir unbedingt erhalten und fördern. Junge Menschen müssen darin bestärkt werden, die Herausforderungen der Zukunft auch als Chance, und nicht nur als Problem zu sehen. Denn das hemmt beim Entwickeln von Ideen. Schule sollte als etwas Schönes, Freude bringendes betrachtet werden, ein Ort, an dem Ideen gefördert werden. In meinen ersten Wochen in Rabenau konnte ich bereits erleben, wie diese Gedanken an ganz vielen Stellen gelebt werden.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?
Für mich ist ganz wichtig, dass meine Arbeit für die Gesellschaft sinnstiftend ist. Und was ist sinnstiftender als junge Menschen auszubilden und dabei zu unterstützen, ihren Weg in der Gesellschaft zu finden? Sie sind die Gestalter unserer Zukunft. Das können sie aber nur leisten, wenn sie gelernt haben, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und entfalten zu können. Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, verantwortungsbewusst, gebildet, mit Neugier und Freude in die Zukunft zu gehen, erfüllt mich sehr. Außerdem kann man von den Kindern und Jugendlichen auch unglaublich viel lernen. Man ist einerseits Wissensvermittler, erhält aber auch einen ganz anderen Blick auf das Leben und die Welt.
Worauf freuen Sie sich besonders in den nächsten Wochen und Monaten?
Ich freue mich, die Schulen noch genauer kennenzulernen, in alle Fächer reinzuschnuppern und zu schauen, wie auch die Lernbüros genutzt und die Lernbausteine umgesetzt werden, welche Projekte der Schülerinnen und Schüler entstehen und wie die Zusammenarbeit mit Externen funktioniert. Ich möchte mir als Schulleiterin Zeit und Raum nehmen, um neue und bestehende Konzepte weiterzuentwickeln und umzusetzen. Die intensive Einarbeitung durch Frau Pistorius und herzliche und offene Aufnahme im Team möchte ich ganz besonders hervorheben, denn diese haben mir den Einstieg sehr erleichtert. Bei allen Fragen rund um die Schulorganisation stehen mit zudem die kompetenten Mitarbeiterinnen der Verwaltung mit Rat und Tat zur Seite. Auf diesem guten Start aufzubauen und gemeinsam mit dem Team den Schulalltag zu gestalten, darauf freue ich mich besonders.
Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?
Der Fokus auf Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig. Er sollte Kern unserer Bildung und fest im Konzept verankert sein. Denn nur nachhaltiges Lernen, genauso wie Leben und Arbeiten, ist tatsächlich zukunftsträchtig. Das ist noch nicht allen Menschen vollumfänglich bewusst. Hier sehe ich unsere Aufgabe als Bildungsträger, das auch nach außen zu tragen. Bildung für nachhaltige Entwicklung im Unterricht einzubinden – in welcher Form auch immer – finde ich sehr spannend.
Welches Fach, das nicht im Lehrplan steht, würden Sie am liebsten noch einführen?
Es geht mir gar nicht so sehr darum, ein neues Fach einzuführen. Vielmehr würde ich an anderer Stelle ansetzen: Unsere Unterrichtsfächer müssen noch viel stärker miteinander vernetzt werden. Kein Fach steht für sich allein, alles ist miteinander in Verbindung. Dafür sollte sich die Schule stärker einsetzen. Lebendiger fächerübergreifender Unterricht mit Projektcharakter - das würde ich mir wünschen. So wie das in Rabenau mit den Lernbausteinen schon funktioniert.
Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?
Wir sind begeisterte Mountainbike-Fahrer und konnten unsere Leidenschaft für diesen Sport zum Glück auch in unseren Kindern wecken. Zum einen verbindet das unsere Familie und hat zum anderen unser Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den Schutz der Natur geschärft.
Haben Sie ein Motto, das Sie durchs Leben begleitet?
Ich bin der festen Überzeugung, dass man besser etwas versuchen sollte, bevor man später bereut, dass man es nicht gewagt hat. Das Leben ist kurz und wir leben nur einmal. Man sollte seine Zeit also gut nutzen. Hier bei der DPFA ist mir das Zitat von Cicero untergekommen: „Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen.“ Das passt perfekt.
Vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen für den Start als Schulleiterin am Standort Rabenau alles Gute und für die Umsetzung aller Pläne viel Erfolg!