Vom Ei zum Küken
Ein Schüler unserer Grundschule hatte eine ungewöhnliche Idee: Er wollte einen Brutkasten mitbringen, um gemeinsam mit seiner Klasse den Weg vom Ei bis zum schlüpfenden Küken zu beobachten. In enger Absprache mit seiner Klassenleitung sowie der Schulleitung und mit tatkräftiger Unterstützung seiner Eltern konnte das Projekt in die Tat umgesetzt werden.

Verantwortung übernehmen und Wissen teilen
Drei Wochen lang betreute der Schüler in Klasse 4 den Brutkasten eigenständig. Er erklärte seinen Mitschülerinnen und Mitschülern den Ablauf, kümmerte sich um die nötigen Materialien und stand regelmäßig für Fragen zur Verfügung. Diese Aufgabe verlangte ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Organisation und Verlässlichkeit.
Mithilfe von Anschauungsmaterial – zum Beispiel Plastik-Eiern, die die Entwicklungsstadien im Inneren zeigten – konnten alle Kinder die Veränderungen während der Brutzeit nachvollziehen. Die Entwicklung wurde so nicht nur sichtbar, sondern auch verständlich gemacht.

Fragen, die über das Klassenzimmer hinausgehen
Das Projekt führte bald zu weiterführenden Gesprächen. Themen wie Tierhaltung, Ernährung und Verantwortung im Umgang mit Tieren wurden im Unterricht aufgegriffen. Viele Kinder begannen sich zu fragen: Was bedeutet es eigentlich, ein Ei zu essen? Wie leben Hühner in größeren Betrieben? Welche Unterschiede gibt es in der Tierhaltung?
So entstand im Sinne der Bildung für nachhaltigen Entwicklung ein Zugang zu wichtigen gesellschaftlichen und ethischen Fragestellungen – altersgerecht und ausgehend von einem ganz konkreten Erlebnis.

Ein Erlebnis für die ganze Schulgemeinschaft
Nicht nur Klasse 4 war eingebunden. Auch andere Schülerinnen und Schüler kamen vorbei, um die Küken zu beobachten – insbesondere als sie schlüpften. Vier Kinder, deren Familien bereits Hühner halten, nahmen später die insgesamt neun Küken mit nach Hause und kümmern sich nun um deren weiteres Aufwachsen.
Das Projekt zeigt, wie viel Lernpotenzial in einer einzelnen Idee stecken kann – insbesondere dann, wenn Kinder Verantwortung übernehmen und eigene Interessen einbringen können. Für die Schülerinnen und Schüler war es eine wertvolle Erfahrung, die Naturbeobachtung, Alltagswissen und gesellschaftliche Fragen auf sinnvolle Weise miteinander verbunden hat.
