Schule trifft Museum
Im Frühjahr 2022 erreichte ein besonderer Aufruf die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 der DPFA-Regenbogen-Oberschule Rabenau: Das Deutsche Stuhlbaumuseum Rabenau feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag und fragte die Jugendlichen, ob sie einen kreativen Beitrag zur Jubiläumsausstellung leisten würden. Die Klasse sagte: Ja! Und dann ging es los.
10 Stühle – 10 Jahr10te
Das Stuhlbaumuseum entdeckte alte Stühle der Kirchgemeinde. „Zu schade für den Sperrmüll“, befanden die Mitarbeitenden des Museums. Eine Idee entstand: Warum nicht die letzten 100 Jahre auf 10 Stühlen abbilden? Jeder Stuhl präsentiert wichtige Ereignisse und politische Veränderungen eines Jahrzehnts. „Seid kreativ und tobt Euch aus, lernt und informiert Euch. Unser Verein hilft gern“, ermunterte der Verein des Deutschen Stuhlbaumuseums die Jugendlichen.
Fächerverbindender Projektunterricht
Die Kunstpädagogin Caroline Scheel und Andreas Hering, Lehrer für Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales (WTH) betreuten das Vorhaben. Als interdisziplinäres Projekt verband es die Fächer Kunst, WTH und Geschichte miteinander. Im fächerverbindenden Unterricht verknüpften die Jugendlichen, das Thema Baustoff „Holz“, das System „Stuhl“, Design und Weltgeschichte miteinander. Sie lernten ganzheitlich und entwickelten Prozesse sowie Ergebnisse eigenständig.
Die Exkursion ins Deutsche Stuhlbaumuseum brachte den Schülerinnen und Schülern neue Erkenntnisse und Erfahrungen zum Material Holz und dem Stuhlbau. Fotos: Deutsches Stuhlbaumuseum
Intensive Vorbereitung
Zur Vorbereitung besuchten die Schülerinnen und Schüler das Museum. An die Führung schloss sich eine Werkstatt an, in der sie selbst einen Modellstuhl, den Zargenstuhl „Max“ bauten. Anfang März gab Dr. Dietrich Noack, Mitglied des Museumsvereins, Heimatforscher und Publizist, in der Aula einen Überblick über die gesellschaftlichen und geschichtlichen Ereignisse der letzten 100 Jahre. Noack, selbst fast 90 Jahre alt, konnte den jungen Menschen viel aus dem eigenen Erleben vermitteln.
Ein ganzer Projekttag war für die Gestaltung der Stühle reserviert. Vorher entstanden in Gruppenarbeit Konzepte für jeden Stuhl. Foto: DPFA Rabenau
… dann wurde es farbenfroh, materialintensiv und ergebnisorientiert
Mit dem Grundwissen versorgt, entwickelten die Schülerinnen und Schüler schließlich ihre Konzepte und Entwürfe. Jeweils zwei bis drei Jugendliche arbeiteten an einem Stuhl, respektive einem Jahrzehnt. Das Museum brachte die zehn Stühle, die Schülerinnen und Schüler die Ideen und das Material. Dann wurde an einem ganzen Projekttag Anfang Mai geschraubt, gesägt, gemalt und geklebt.
Die fertig gestalteten Exponate wurden von der Schule erst ins Magazin des Museums gebracht und schließlich in die Ausstellung eingebunden. Fotos: Deutsches Stuhlbaumuseum und DPFA Rabenau
„Ich konnte unsere Schülerinnen und Schüler bei einem kreativen, vielfältigen, tiefgehenden und kooperativen Prozess begleiten. Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse im Museum verlangte ein ästhetisch wie inhaltliches rundes Ergebnis. Das war eine komplexe Herausforderung für die damalige siebente Klasse und eine neue, intensive Erfahrung. Die Schülerinnen und Schüler sind alle an dieser Herausforderung gewachsen“, resümiert Caroline Scheel.
Die Ergebnisse waren bis 3. Oktober in der Ausstellung „100 Jahre Tradition besitzen“ im Deutschen Stuhlbaumuseum in Rabenau zu sehen. Dort wurden die Exponate prominent in den Ausstellungsräumen platziert, auf extra angefertigten Podesten.
7. Deutscher Stuhlbauertag in der Aula der DPFA-Regenbogen-Schulen Rabenau
Die Kooperation zwischen Schule und Museum setzte sich im neuen Schuljahr fort. Am 17. September fand der 7. Deutsche Stuhlbauertag statt. Festakt und Tagung wurden in der Aula der DPFA-Regenbogen-Schulen ausgetragen. Zu den prominenten Gästen zählte Oliver Schenk, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien und Chef der Staatskanzlei, Andrea Dombois MdL, 1. Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages, sowie Thomas Paul, Bürgermeister der Stadt Rabenau.
Schulleiterin Irina Pistorius betonte die enge Verbundenheit zwischen Museum und Schule. Museumsleiterin Daniela Simon gab spannende Einblicke in die Geschichte des Museums, die sich auch im historischen Schulgebäude abspielte. Andrea Dombois betonte, dass die Stadt Rabenau auf Museum und auf Schule sehr stolz sein könne.